
Köln | Es ist der Lauf der Zeit. Das legendäre Chicago am Rhein stirbt buchstäblich aus. Nun sind, nachdem bereits Alphatier Dummse Tünn Anfang des Jahres verstorben war, was in Köln und darüber hinaus für Schlagzeilen gesorgt hatte, in den letzten Wochen drei weitere Protagonisten des früheren Rotlichts dahingegangen. Und das Milieu trauert.
„Pille Rolf“ galt seinerzeit als DER Dealer der Luden und leichten Mädchen. Der beliebte DJ, der sogar als Model arbeitete und zeitweilig in Spanien lebte, war als notorischer Lebemann verschrien, der nichts aus ließ und bis zuletzt auf Geburtstagen und Feiern der einstigen Weggefährten wie „Zementkopp“ anzutreffen war.
Auch Ex-Rotlichtgröße Julian ist inzwischen verstorben wie auch „Auweilers Manes“. Szenekenner Roland Bebak, der der Zeit mit zwei Büchern („Wenn es Nacht wird in Köln“) ein Denkmal in Buchform erfolgreich gesetzt hat, postete für den Freund in den sozialen Netzwerken emotional: „Ich bin zutiefst geschockt. Ich habe Tränen in den äugen. Es ist so traurig.“

Bleibt die Frage, wer die damaligen Tage überhaupt noch authentisch erlebt hat? Anton Claaßen, bekannt als der „Lange Tünn“, macht nach wie vor seine Stadtführungen an den Wochenenden auf den Kölner Ringen und bringt interessierten Zuhörern auf seine spezielle Weise die damalige Lage nahe. „Frischse Pitter“ und „Hermanns Tünn“ sind wie „Piccolo-Lore“ ebenfalls noch lebende Zeitzeugen.
Das Kölner Milieu bleibt indes nach wie vor umstritten. Wenn auch nicht wenige Menschen die Darstellung der früheren brutalen Schläger, Zocker und Zuhälter als gefährliche Verklärung zu Lasten der Opfer kritisieren, gibt es doch viele Sympathisanten der von diesen geschätzten Originale, die angesichts der derzeitigen Rotlichtverhältnisse fast für eine gewisse Ganovenehre und gute alte Zeit stehen.