
Dormagen/Köln | Heißes Thema im Kölner Umland/Norden: Dass die Geburtsklinik in Dormagen geschlossen werden soll ist bereits seit Jahren Thema in verschiedenen Gremien des kommunalen Rheinlandklinikums. Die Gründe waren stets unterschiedlich. Von der wirtschaftlichen Lage, über Personalnot bis hin zum Umstand der geringen Geburtenzahl. Nun haben aber die Gesellschafter Stadt Neuss und Rhein-Kreis Neuss eine weitere Entscheidung zur Restrukturierung getroffen, die das endgültige aus durch Verlagerung nach Neuss bedeuten könnte.
Dagegen stemmen sich jetzt mit einem Bürgerbegehren drei durchaus prominente Personen. Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld haben in einem Pressegespräch am Mittwoch in der Caféserie Lemke erklärt, dass Sie das erste Bürgerbegehren auf Kreisebene im Rhein-Kreis initiiert haben.
Erik Lierenfeld (SPD) und Heinz Hilgers erklären Notwendigkeit der Einrichtung
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir sind aber davon überzeugt, dass die Wählerinnen und Wähler im Kreis an dieser Stelle direkt Einfluss nehmen müssen, weil es auch um die Daseinsvorsoge geht“, erklärt Erik Lierenfeld.
In dem Schreiben an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gibt es auch verschiedene Gründe für den Erhalt der Station in Dormagen, die dargelegt werden.
Die Menschen im Rhein-Kreis Neuss haben es dann selbst in der Hand, ob es nur noch die Möglichkeit gibt Kinder in Neuss zur Welt zu bringen. Das wäre ein starker Einschnitt in das soziale Gefüge
Neben der sich verschlechternden Versorgung für Familien wird dabei vor allem auf das Dormagener Modell eingegangen, für das Dormagen nicht nur bundesweit bekannt ist. Die Vorhaltung einer Geburtsstation wäre dabei ein elementarer Baustein des Netzwerkes frühe Hilfen.

Auch auf die finanziellen Auswirkungen gehen die drei in ihrem Schreiben ein. Demnach steht durch die Restrukturierungen ein Verbesserungspotential für den Klinikverbund von 38 Millionen Euro im Raum. Der wirtschaftliche Vorteil durch die Verlagerung der Geburtsstation von Dormagen nach Neuss dürfte dabei weniger als 1% ausmachen.
„Den Mehrwert, den die Geburtsstation in Dormagen für den gesamten Prozess der frühen Hilfen darstellt, ist um ein vielfaches höher als das eingesparte Geld. Infrastruktur für Kinder wird immer abgebaut, wenn sie vermeintlich nicht mehr gebraucht wird, wenn Zahlen sich aber ändern, Geburten steigen, wird nichts neues entstehen. Dann wird sich nur die Qualität verschlechtern. Was weg ist, ist weg. Das müssen wir verhindern!“ bringt es Heinz Hilgers auf den Punkt.
Die Kreisverwaltung muss nun neben einer Kostenschätzung auch prüfen, ob das Begehren zulässig ist. Im Anschluss wollen die Initiatoren mit vielen weiteren Unterstützern die notwendige Anzahl an Unterschriften sammeln. Das selbst gesteckte Ziel von 30.000 Unterschriften würde das notwendige Quorum deutlich überschreiten.
„Die Menschen im Rhein-Kreis Neuss haben es dann selbst in der Hand, ob es nur noch die Möglichkeit gibt Kinder in Neuss zur Welt zu bringen. Das wäre ein starker Einschnitt in das soziale Gefüge“, so Bernd Gellrich abschließend.

Wer sich der Initiative anschließen will, kann eine Email an geburt-dormagen@web.de schicken oder die drei persönlich ansprechen. In Kürze ist ein erstes Treffen aller Unterstützenden geplant.
Hintergründe:
Das Bürgerbegehren auf Kreisebene ist in Paragraf 23 Kreisordnung NRW geregelt.
Die drei Initiatoren engagieren sich für das Bürgerbegehren als Privatpersonen, aber können auf vielfältige Erfahrungen und Kenntnisse aus ihrem langjährigen beruflichen und ehrenamtlichen Engagement zurückgreifen.
Erik Lierenfeld ist seit 2014 Bürgermeister der Stadt Dormagen und begleitete die Fusion der kommunalen Kliniken an verschiedenen Stellen mit. Am 14. Oktober erklärte er seinen Rücktritt als Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikums und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, weil die Gremien aus eigener Aussage nicht ernst genommen werden.
Heinz Hilgers war Bürgermeister der Stadt Dormagen, Landtagsabgeordneter und über 30 Jahre Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Auch als Ehrenpräsident des Verbandes ist im wichtig, dass gerade seine Heimatstadt kinderfreundlich bleibt.
Bernd Gellrich ist als Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss Vertreter eines der größten Wohlfahrtsverbände im Kreis.