
Köln | Er hat in der Politik wohl alles erlebt. Und schüttelt dieser Tage über seine Partei nur noch den Kopf.
Nach den Querelen der letzten Wochen hat sich Alt-OB Fritz Schramma mit einem Brandbrief an den CDU-Vorstand gewendet.
Darin positioniert er sich klar für Parteichef Karl Alexander Mandl – und spricht sich gegen eine spekulierte Verschiebung der Nominierung des OB-Kandidaten aus.
Fritz Schramma appelliert an die Kölner CDU
Doch lesen Sie selbst…
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder des Parteivorstands,
um es vorweg zu nehmen: Die Debatte der letzten Tage innerhalb der Partei ,sorry, kotzt mich an. Hier melden sich einzelne zu Wort, die vorgeben, im Sinne der Partei zu handeln.Wie zu vernehmen ist, befassen sich einige im Parteivorstand mit dem Gedanken einer Verschiebung der Nominierung des OB-Kandidaten um vier Monate. Daher wende ich mich direkt an Sie, die Mitglieder des Parteivorstands. Denn damit würden Sie genau das Gegenteil bewirken und der CDU Köln großen Schaden zufügen. Das Ergebnis wäre eine auf Dauer verunsicherte Partei, in der ohne Grund und Anlass eine Entscheidung in die Länge gezogen wird.
Befürworter eines Hinausschiebens sagen, dass es derzeit keine Geschlossenheit gebe. Sie behaupten, dass es durch eine Verschiebung besser wird. Auch hier würden wir das Gegenteil erleben: eine über Monate sich immer weiter spaltende CDU. Außerdem sind sie es, die die Geschlossenheit durch eine Scheindebatte um die Grünen blockieren.
Ihnen geht es m. E. nicht um die Sache. Zu den inhaltlichen Aspekten im Verhältnis zu den Grünen gab es von ihnen bisher kein Wort. Kein Wunder. Denn ihnen ist wie Karl Alexander Mandl klar, dass das Bündnis ausgedient hat.

Karl Alexander Mandl hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er das Bündnis lieber früher als später beendet haben möchte. Als Vorsitzender und OB-Kandidat hat er das Recht und ich glaube auch die Pflicht, offen zu sagen, wofür er eintritt. Das hat er gemacht. Nun verknüpfen einige diese Sachfrage mit der Entscheidung für einen OB-Kandidaten. Beides hat nichts miteinander nichts zu tun.
Die überwiegende, schweigende Mehrheit begrüßt eine klare Kante gegen die Grünen und drängt auf eine zeitnahe Entscheidung in der Kandidatenfrage. Statt Karl Alexander Mandl zu blockieren, sollte der Vorstand ihm öffentlich den Rücken stärken. Wenn einige nicht so mit sich selbst und ihren Ränkespielchen beschäftigt wären, würden sie die Basis mitnehmen und wahrnehmen. Das Stimmungsbild in der Kölner CDU ist eindeutig: Es reicht jetzt mit den Grünen.
Es kann ernsthaft keiner anzweifeln, dass über die letzten vier Jahre die Gemeinsamkeiten aufgebraucht sind. Mandls Kritiker reden über schlechten Umgang mit unserem Bündnispartner. Dabei gab es dort Überlegungen, einen gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen ins Rennen zu schicken. Der Stadtanzeiger berichtete darüber am 24. September. Es muss mir also niemand mit politischer Etikette oder dem Wunsch nach Rücksicht auf die Grünen kommen.
Ich erwarte von einer Parteiführung, dass sie einen robusten Wahlkampf führt und den politischen Gegner nicht schont. Ich erwarte einen klaren und erkennbaren CDU- Kurs. Ich erwarte, dass wir den Menschen die Unterschiede zur Konkurrenz aufzeigen und warum man daher die Union wählen muss. Das geht nicht mit einem Kuschelkurs, bei dem ich den Rivalen mit Wattebäuschchen bewerfe. Ich möchte, wie auch Karl Alexander Mandl, CDU pur. Nur so können wir die Kölnerinnen und Kölner von uns überzeugen, den Oberbürgermeister stellen und die stärkste Fraktion im Rat werden.

Es sollte auch die Fraktion bitte nicht so tun, als würde Arm in Arm im Rathaus mit den Grünen über die Flure getanzt. Bitte auch dort ehrlich machen und zugeben, dass dieses Bündnis zwar im Sinne der Verantwortung für Köln einst eingegangen wurde, heute aber Köln nicht mehr weiterbringt.
Jene, die sich denn gerade hierbei in den Weg stellen, erwecken einen verheerenden Eindruck. Da oben wollen Leute über unsere Köpfe hinweg entscheiden. Eine abgehobene Partei-Elite, die aus taktischem Kalkül Sand ins Getriebe streut. Ich maße mir diese Beschreibung an, weil ich mit unseren Mitgliedern fortdauernd spreche und ihnen vor allem zuhöre. Es ist die sogenannte Basis, die vielen engagierten Mitglieder in den Ortsverbänden, die vielen Menschen, die teilweise seit Jahrzehnten Mitglied in der CDU sind. An diese Mitglieder im Kreisvorstand gerichtet frage ich: Liebe Leute, redet Ihr nicht mit den Menschen oder hört Ihr bewusst weg?
Ich möchte mit diesem Brief ein Chaos vermeiden. Denn das wird kommen, wenn wir Samstag nicht entscheiden. Und das nutzt nur den politischen Mitbewerbern, die sich bereits jetzt ins Fäustchen lachen.
Wir würden unseren Vorteil zerschießen. Bisher waren wir vorneweg, um uns früh für den Kommunalwahlkampf zu rüsten. Sollen wir wirklich auf die Bremse treten, während die anderen schon ihre Runden drehen? Entscheiden wir am Samstag nicht, geben wir ein zerstrittenes Bild ab. Das schadet unmittelbar unseren Kandidaten im Bundestagswahlkampf.
Karl Alexander Mandl hat mit seiner ausgleichenden Art in den letzten anderthalb Jahren wieder Ruhe in die CDU gebracht. Von Lagerdenken hat man bis zuletzt nichts mehr gemerkt. Jetzt wollen einige die alten Gräben wieder ausheben. Das ist Gift für die Partei, die unter Mandl auf einem guten Weg ist.
Ich sage das auch aus über 40jähriger Erfahrung mit Kölner Kommunalpolitik und den schlechten Ergebnissen in Zeiten der Lagerbildung. Nur als wir zusammen standen und kämpften – wie 1999 / 2000 – waren wir erfolgreich !
Die Mehrheit der Mitglieder will kein Chaos. Und auf sie kommt es am Samstag an. Daher bitte ich Sie: Entscheiden wir am Samstag über unseren Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters für unsere Heimatstadt Köln !
Mit freundlichen Grüßen Dr. h.c. Fritz Schramma