
Köln | Eines vorweg: Der Verein, die Mannschaft und auch die Fans können Stolz auf die Vizemeisterschaft der Kölner Haie sein. Natürlich ist die Enttäuschung nach der vierten Niederlage und der dritten 0:7-Demütigung im fünften Finalspiel bei den Eisbären Berlin groß gewesen.
- Trotz verpasster Meisterschaft war Saison ein Erfolg für die Kölner Haie
- Offensive des KEC benötigt eine Blutauffrischung
- Erwartungen nach Vizemeisterschaft werden größer
Die Hoffnungen war den großen Wurf und die Sensation waren nach dem souveränen Viertelfinale gegen Bremerhaven und dem beeindruckenden Halbfinalspielen gegen Hauptrunden-Primus Ingolstadt Panther riesig, dass man nach 23 Jahren mal wieder eine deutsche Meisterschaft in Köln feiern darf.
KEC fehlte etwas, um Berlin zu stürzen
Doch die Finalserie gegen Abo-Meister Berlin zeigte eindeutig: Dem KEC fehlte gegenüber den Eisbären noch einiges, um den Titelverteidiger vom Thron zu stürzen. Die Hauptstädter beweisen, dass eine kontinuierliche Aufbauarbeit viele Früchte bringen kann. Der Lohn: Der vierte Titel in den letzten fünf Jahren.
Und der Unterschied zu den Haien war eindeutig. Besonders ab dem dritten Spiel waren die Eisbären deutlich überlegen und nutzten die Schwächen der Kölner gnadenlos aus. 27:3 Tore in fünf Finalpartien sprechen eine eindeutige Sprache für den verdienten Meister.
Um in Zukunft ein möglicher Meisterkandidat zu sein, müssen die Verantwortlichen die Mannschaft nun punktuell verstärken. Es gilt Leistungsträger langfristig zu binden und qualitativ sehr gute Spieler nach Köln zu locken. Besonders in der Offensive benötigen die Haie eine Blutauffrischung und neue Durchschlagskraft. Zumal mit Schütz ein echter Torjäger den Verein in Richtung Mannheim verlassen wird.
Die meiste Last musste die Reihe um Gregor MacLeod, Alexandre Grenier und Justin Schütz tragen. Wurde diese Formation gestoppt, war es mit der offensiven Herrlichkeit des KEC oftmals vorbei.

Klar fehlte mit Louis-Marc Aubry ein Stürmer, der das Spiel forcieren kann, doch zu viele Angreifer wie Josh Currie, Tim Wohlgemuth oder Parker Tuomie blieben unter ihren spielerischen und treffsicheren Möglichkeiten.
Kölner Haie brauchen Veränderungen im Kader
Auch in der Defensive wird es Veränderungen geben müssen. Zwar stand die Abwehr auch dank eines überragenden Julius Hudacek im Tor sehr stabil, jedoch fehlte es an Offensivverteidigern, die besonders im Powerplay für Gefahr ausstrahlen können. Nach dem Abgang von des enttäuschenden Nick Bailen war lediglich Brady Austin ein Abwehrmann, der ein paar Tore erzielen konnte.

So blieb das Team von Trainer Kari Jalonen in den Playoffs in fünf Begegnungen ohne einen eigenen Treffer (0:7, 0:3 in Ingolstadt sowie dreimal 0:7 gegen Berlin). Das ist eigentlich zu viel, um wirklich um den Titel mitzuspielen und die Topfavoriten zu ärgern.
Es gab aber auch viele positive Momente in der Saison. Das Team war ein verschworener Haufen, der sich auch von Verletzungen und sportlichen Rückschlägen immer wieder aufraffte und das Beste aus den Möglichkeiten herausholte. „Wir sind lange Zeit mit wenigen Kriegern in den Kampf gezogen und sind während der gesamten Saison echte Stehaufmännchen gewesen“, lobte Kapitän Moritz Müller die Mannschaft. „Wir waren immer mit Herz und Seele dabei und haben alles auf dem Eis gelassen. Das haben auch die Fans gespürt.“
Kölner Haie feierten vier Derbysiege gegen die DEG
Besonders wichtig für die Fans: Die vier Derbys gegen den Erzrivalen Düsseldorfer EG wurden allesamt gewonnen und sorgten für positive Stimmung innerhalb der Anhänger.
Kölner Haie mit neuem Zuschauer-Rekord
Die rannten den Haie sprichwörtlich die Bude ein und pulverisierten den Europarekord für Zuschauer in der Hauptrunde noch einmal um 836 Besucher auf 17.829 Fans. In den Playoffs kamen zu den acht Heimspielen in der Lanxess-Arena noch einmal 146.394 Zuschauer hinzu.
Die Erwartungshaltung nach der Vizemeisterschaft werden in Köln sicherlich nicht kleiner, der Druck dementsprechend größer. Um jedoch mit den finanziell gut dastehenden Klubs wie den Adler Mannheim, den Eisbären Berlin oder RB München mitzuhalten, müssen in Köln neue Sponsoren und Investoren gefunden werden, um das Team nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite zu verstärken. Denn die Konkurrenz wird in den kommenden Jahren sicherlich nicht schlechter werden, sondern eher noch weiter aufrüsten!
Deshalb sind nun auch Haie-Boss Frank Gotthardt, Geschäftsführer Philipp Walter sowie Sportdirektor Matthias Baldys den eingeschlagenen, positiven Weg weiterzugehen, damit in Köln die sehnlichst erhoffte neunte Meisterschaft endlich Realität wird.