
Köln | Er ist eine lebende FC-Legende!
Pierre Littbarski (64) gehört zu den verdientesten Spielern der Kölner Klubgeschichte, prägte mit 116 Toren in 406 Spielen (!) die großen Zeiten als Regisseur und Kapitän mit und wurde 1990 in Italien gar Weltmeister.
Nur der unvergleichliche Lionel Messi hat bei Weltmeisterschaften mehr Torvorlagen geben können als „Litti“, der in den letzten Monaten wieder vermehrt in Köln präsent ist und meinungsfreudig seine Nachfolger begleitet.
Das XXL-Interview mit dem Idol!
Litti, der FC hat ja schon oft versucht die Altinternationalen einzubinden. Nun gab es eine erneute Gründung eines Legendenclubs mit Lunch mit dem Vorstand bei einem Sternekoch. Erscheint dir dieser neue Anlauf vielversprechend?

PIERRE LITTBARSKI: Der FC hat schon oft Legenden eingebunden. Es ist tatsächlich eine sehr tolle Idee, dass der FC sich dazu entschlossen hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass es diesmal richtig funktioniert und auch eine langfristige Geschichte daraus wird.
Man hört immer wieder von den Fans, dass sie die Altinternationalen öfters im Stadion sehen und diese Bindung spüren wollen. Und was gibt es Schöneres, als mit vereinten Kräften dem FC zur Seite zu stehen?
Wenn wir unsere Erfahrung und unsere Verbundenheit mit dem Club und den Fans zeigen können, ist das eine wunderbare Sache!
Ich brauche mich vor anderen Experten nicht zu verstecken. – Pierre Littbarski
Wie findest du, dass sich der Vorstand mit Gegnern wie Dieter Prestin an einen Tisch setzt?
Warum sollte man nicht mit dem Gegner an einem Tisch sitzen?? Es ist nicht schlecht, sondern sehr gut und zielführend, unterschiedliche Meinungen zu haben. Am Ende schlägt ja unser Herz für den FC – ob alt oder jung, Altinternationale oder normale Fans.
Es geht darum, mit vereinten Kräften den FC wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: in die 1. Bundesliga und am liebsten ins internationale Geschäft. Deswegen finde ich diesen Ansatz sehr gut!
1.FC Köln: Pierre Littbarski erklärt die Gründe für den Aufwärtstrend
Warum ist Bernd Schuster der FC-Familie deiner Meinung nach verloren gegangen?
Bernd hat natürlich eine sehr erfolgreiche Karriere in Spanien hinter sich und war dort auch als Trainer tätig. Sein Leben spielt sich überwiegend dort ab, und dort liegen auch seine wichtigsten Kontakte.
Es ist verständlich, dass die Verbindung nach Köln zwischenzeitlich abgerissen sein könnte. Man könnte natürlich versuchen, ihn erneut zu kontaktieren und einzuladen. Aber wie gesagt, da er in Spanien lebt, ist es organisatorisch nicht ganz einfach, an solchen Treffen teilzunehmen.

Du bist in den sozialen Medien gut unterwegs. Was sind damit deine Ziele und sieht man dich bald mal als Experte im TV?
Ja, ich bin in den sozialen Netzwerken ziemlich aktiv, weil es mir einfach Spaß macht. Schon als Spieler war ich sehr affin, was Videoaufnahmen und Medienarbeit angeht.
In den sozialen Medien kann ich meine Meinung äußern – zum Beispiel über den 1. FC Köln – und sagen, wie ich die Entwicklung sehe, was mir gefällt und was vielleicht weniger. Das ist für mich ein tolles Medium.
https://www.instagram.com/pierre.littbarski7/?hl=de
Auch die Rolle als TV-Experte finde ich sehr interessant und kann mir das gut vorstellen. Ich brauche mich vor anderen Experten nicht zu verstecken.
Ich habe klare Meinungen zu Fußballthemen, sowohl in Deutschland als auch international und profitiere dabei von meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Spieler, Trainer, Sportdirektor und Markenbotschafter.

Trügt der Schein oder hat der FC die Kurve gekriegt?
Ich habe das Gefühl, dass in die Mannschaft wieder mehr Stabilität gekommen ist. Auch der Torwartwechsel hat definitiv seine Wirkung gezeigt – in den letzten vier Pflichtspielen zu Null gespielt, was der Mannschaft natürlich Sicherheit gibt.
Ein entscheidendes Kriterium ist auch, dass man, selbst wenn das Spiel nicht so schön läuft, trotzdem mit 1:0 gewinnt. Das nehme ich gerne mit.
Und für den weiteren Verlauf der Meisterschaft ist es sehr wichtig, unter den ersten fünf oder sechs Teams zu bleiben und sich oben festzusetzen. Ich bin fest überzeugt, dass die spielerische Glanzleistung noch kommen wird.

Bist du überrascht, dass der HSV Steffen Baumgart rausgeworfen hat ?
Die Entlassung von Steffen Baumgart kam schon überraschend, da er nicht lange im Amt war. Er hatte mit vielen Verletzungen in seinem Kader zu kämpfen, und viele wichtige Spieler fielen aus, was es ihm schwer machte, seinen Spielstil umzusetzen.
Letztlich muss man bei einem neuen Verein immer abwägen, welche Spieler einem zur Verfügung stehen und was diese leisten können. Stefan Kunz, den ich gut kenne- ist ein ruhiger und geduldiger Typ.
Warum Baumgart entlassen wurde, werden wir nach und nach herausfinden. Aber insgesamt war seine Entlassung für mich überraschend.

Denkst du noch oft an Franz, Christoph Daum und Andi Brehme?
Natürlich denke ich oft an Andi, an Christoph und an Franz. Sie waren sehr wichtige Wegbegleiter in meiner Karriere und meinem Leben. Andi Brehme, ein herausragender Fußballer, mit dem ich zusammen Fussball spielen durfte und gemeinsam große Erfolge gefeiert habe, wie den WM-Titel 1990.
Von Franz habe ich enorm viel gelernt – er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass nicht nur ich, sondern wir als Mannschaft so erfolgreich waren.
Mit Christoph habe ich 3 wunderschöne Jahre beim FC verbracht, sowohl sportlich als auch menschlich viel mitgenommen von ihm. Sie fehlen mir sehr. Durch die sozialen Medien sieht man sie hin und wieder und da denke ich oft an sie.